Naturpapier und Farbe – Color Management

Webseminar der IGEPA Academy

Naturpapiere sprechen mehr Sinne an als nur das Auge. Mit offener Oberfläche, besonderer Haptik und vielleicht sogar einer leichten Tönung wirken sie hochwertig und nachhaltig. Deshalb stehen Papiere wie zum Beispiel Lessobo Design bei Designerinnen und Designer hoch im Kurs. Jedoch ist die korrekte Wiedergabe von Farben auf Naturpapieren eine besondere Herausforderung. Denn beim Thema Color Management herrscht bei Kreativen – mich selbst eingeschlossen – allzu oft weitgehende Ahnungslosigkeit. Mit einem Webseminar bot die IGEPA ganz konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit Farben und Naturpapieren.

Zu Beginn stellte Mario Drechsler, Geschäftsführer der Highendmedia GmbH, Starnberg, erst einmal die grundsätzlichen Herausforderungen des Farbmanagements dar. Sehr anschaulich demonstrierte am Beispiel der Adobe Creative Cloud die verschiedenen Einstellmöglichkeiten, die das Farb-Handling beeinflussen – auf Programm-, Datei- oder Geräteebene. Nach weiteren hilfreichen Tipps zum sinnvollen Umgang mit Farbeinstellungen und der Konvertierung in die verschiedenen Farbprofile ging es ins Detail: Wie stelle ich eine einheitliche Farbwiedergabe sicher, wenn ich auf Naturpapier drucken will? Wer ist eigentlich für die Erzeugung richtiger Druckdaten zuständig – der Designende, der Druckende? Dabei ging er nicht auf einen abstrakten, technisch-möglichen, Workflow ein, sondern auf die ganz realen Herausforderungen in der Praxis.

Farbwerte, Farbprofile und Color Management

Anschaulich erklärte er, warum „Gerätewerte“ wie RGB oder CMYK keine eindeutige Farbbeschreibung sind. Damit sind sie als Definition in Corporate Design nur bedingt geeignet. Der Farbeindruck eines RGB- oder CMYK-Wertes kann je nach Ausgabegerät bzw. Papier völlig anders wirken. Die „Sprache“ der Farbkommunikation ist L*a*b* (Lab). Lab-Farbwerte werden zum Beispiel von Farbmessgeräten angezeigt. Auch in den meisten Programmen lassen sich Farben direkt als Lab-Werte definieren. In der Praxis bevorzugen viele Kreative jedoch immer noch RGB- und CMYK-Werte. Um aber einen Lab-Farbwert von 80 –20 0 (Türkis) richtig darzustellen, muss zum Beispiel im sRGB-Farbraum mit anderen Farbwerten als im Adobe-RGB-Farbraum gearbeitet werden. Nur so kann der gleiche Farbeindruck entstehen.

Beispiele unterschiedliche Farbdarstellung RGB
Der gleiche RGB-Wert führt je nach Ausgabeprofil zu unterschiedlichen Farbeindrücken (links). Um einen ähnlichen Farbeindruck unabhängig vom Ausgabegerät zu definieren, wird der LAB-Wert mit Hilfe des jeweiligen Farbprofils in die passenden RGB-Werte umgerechnet (rechts).

Beim Color Management können auf den verschiedenen Ebenen Einstellungen vorgenommen werden: im Programm, in den Dokumenten und beim PDF-Export. Eine Vielzahl von „Farbräumen“, Standards und Parametern trägt zur Verwirrung bei. Es gibt keine „pauschal richtigen“ Settings, die „korrekten“ Einstellungen müssen sich immer auf das jeweilige Projekt beziehen.

Um die verwendeten Farbprofile im Blick zu behalten, empfahl er, die Farbeinstellungen der Creative Suite so einzustellen, dass die „Eingebetteten Profil beibehalten“ werden. Standardmäßig voreingestellt ist jedoch „Werte beibehalten (Profile in Verknüpfungen ignorieren)“. Beim Öffnen von Dokumenten sollte nicht „Zugewiesene Profile behalten“, sondern „Alle Profile aktivieren“ eingestellt sein. Denn so lässt sich in zum Beispiel InDesign in der Verknüpfungspalette sehen, welche Profile die im Dokument platzierten Dateien verwenden. „Dokument-RGB“ bzw. „Dokument-CMYK“ ist dabei ein Hinweis, dass die Datei über kein eigenes zugewiesenes Farbprofil verfügt. In diesen Fällen sollte immer geprüft werden, welches Profil sinnvoll ist.

PDF/X-Export

Um passende Druckdaten zu liefern, sollte vorher geklärt werden, wer für die korrekte Farbigkeit zuständig bzw. verantwortlich ist. Erst danach kann entschieden werden, welches der PDF/X-Profile die richtige Option für den Export von Druckdaten ist. Denn mit den „falschen“ Daten kann niemand „richtig“ drucken. Dabei sind in der Praxis vor allem drei Optionen relevant:

  • PDF/X-1a („Der Sichere“) – nur CMYK- und Sonderfarben
  • PDF/X-3 („Der Standard“) – CMYK-, Sonderfarben plus RGB- und Lab-Farben
  • PDF/X-4 („Der Flexible“) – CMYK, Sonder-, RGB- und Lab-Farben, Transparenz und Ebenen

Für die Druckerei ist der Ausgabefarbraum (auch Output Intent, Ausgabegerät (Device), Druckbedingung, Ausgabeprofil, Zielprofil, Zielfarbraum, Ausgabemethodenprofil, Simulationsprofil, …) von allergrößter Wichtigkeit. Das Einbetten eines Ausgabeprofils ist für PDF/X-Druckdaten zwingend vorgeschrieben. Es beschreibt die „Ausgabeabsicht“ und somit für welche Ausgabebedingungen das PDF aufbereitet worden ist.

Workflow bei der Bildbearbeitung

Die Basis-Bildbearbeitung in Photoshop sollte in RGB erfolgen. Nur so stehen alle Funktionen zur Verfügung. Ein geeigneter Arbeitsfarbraum hierfür ist AdobeRGB (1998), der als Farbstandard für professionelles Bildmaterial etabliert ist und dessen großer Farbraum alle druckbaren Farben beinhaltet.

Das Finetuning für den Druck auf ungestrichenen Papieren kann dann in im passenden CMYK-Farbraum erfolgen. Dabei müssen der Arbeitsfarbraum in Photoshop und in InDesign mit dem gewünschten Ausgabeprofil übereinstimmen. Eine Farbkonvertierung beim PDF-Export würde hier zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen!

Das zum Papier passende Farbprofil muss die Farbigkeit und die optischen Aufheller des Papieres berücksichtigen. Bei der Auswahl kann der Papierhersteller, der Papiergroßhandel oder auch die Druckerei weiterhelfen. Für das Beispiel Lessebo Design können folgende ICC-Profile verwendet werden:

  • Ivory: ISOuncoated-yellowish.icc (FOGRA20)
  • Natural: PSOuncoated-ISO1647.icc (FOGRA47)
  • Bright: PSOuncoated_V3_FOGRA52.icc (FOGRA52)

Zusammenfassung

  1. Auswahl Papier
    • Klärung, welches Papier eingesetzt werden soll
    • Papiertyp, gestrichen/ungestrichen, Färbung, optische Aufheller
  2. Entscheidung für das passende Druckverfahren
    • Bogenoffset, Digitaldruck, Rollenoffset
    • Alternativen für kleine Auflagen (Risografie, Siebdruck, Digitaldruck)
    • Wirkung des Druckverfahrens hinsichtlich Optik und Haptik
    • Gefällt der Farbauftrag und die Darstellung im Druck?
  3. ICC-Profil
    • Welches Ausgabeprofil für welches Papier?
    • Profile in Datei „einbetten“ zur verbindlichen Farbausgabe
    • Datenvorbereitung für optimalen Farbauftrag auf dem Wunschpapier
  4. Papier und Färbung: Einfluss auf die Farbdarstellung beachten!
    • Besonders bei sehr hellen Färbungen („Bright“ oder „Highwhite“) nach optischen Aufhellern fragen
  5. Farbanpassung laut Kundenwunsch
    • Farbe kann auch subjektiv entschieden werden, deshalb mit dem Kunden abstimmen

Tooltipp: https://mycolorserver.de/