Database-Publishing

Eindrücke vom „Publishing Special“ der SDZeCOM am 24. Juni 2020

Was ist Database Publishing eigentlich?

Der Begriff „Database Publishing“ ist mir in meiner beruflichen Laufbahn schon häufiger begegne. Bisher jedoch ohne, dass ich mit konkreten Projekten damit Erfahrungen sammeln konnte. In letzter Zeit tauchte das Thema immer mal wieder in Gesprächen mit Auftraggebenden auf, sodass ich die Gelegenheit genutzt habe, beim Publishing Special der SDZeCom etwas tiefer in die Materie einzutauchen.

Was Database Publishing überhaupt ist und wie damit zum Beispiel Kataloge automatisiert erstellt werden können, zeigt ein Erklärvideo der Laudert GmbH + Co. KG sehr anschaulich:

Die nächste Stufe

Zur weiteren Vorbereitung habe ich etwas recherchiert und bin auf den Begriff „Publishing 3.0“ gestoßen. Er beschreibt sehr schön das Maß der Veränderung, die auf uns zurollt. Nach den Satz- und EBV-Systemen der 70er (Publishing 1.0), dem Desktop-Publishing in den 80er/90er Jahren (Publishing 2.0) steht jetzt – getrieben durch Automatisierung, strukturierte Datenbanken und internet-gestützte Prozesse – die nächste „Revolution“ ins Haus.

Dass dies aber nicht über Nacht passieren wird, zeigt eine These, die Martin Spar, Herausgeber der schweizer PUBLISHER, bereits 2008(!) aufgestellt hat:

„Da diese Revolution hin zu einer neuen Art des Publishing eher leise und schleichend voranschreitet, wurde sie vielerorts noch gar nicht also solche wahrgenommen und es hat sich noch kein allgemein verbindlicher Name dafür herauskristallisiert. Publishing 3.0 wird schon in naher Zukunft vieles auf den Kopf stellen, vorab die Rolle der Dienstleister der grafischen Industrie!“

Und auch auf der Beschaffungsseite ist das Thema keineswegs brandneu. Bereits 2010 stellte Jürgen Wagishauser von der BME-Fachgruppe Marketing im „Leitfaden: Einkauf von Marketingleistungen“ fest:

„Industrielle Prozesse sind für Marketing überlebenswichtig! Optimierte industrielle Prozesse zu haben und lösungsorientierte Medienkonzepte zu entwickeln sind also Basis für das Weiterbestehen des Marketings. Ganz entgegen dem vorherrschenden Verständnisses, bei dem Marketingkommunikation im Sinne einer Full-Service-Kreativagentur noch als handwerklicher und kreativer Akt verstanden wird.
Die Denke im Marketing (und Einkauf) muss sich also hin zu einer medienübergreifend konzeptionellen, content- und prozessorientierten Arbeitsweise entwickeln – alle Räder, von den ersten Ideen bis zum fertigen Endprodukt, müssen nahtlos ineinander greifen. Sonst ist eine mediale Gesamtorchestrierung niemals mit vertretbarem Aufwand zu lösen.“

Was zeichnet Publishing 3.0 aus?

  • Prozessorientiert: Bisherige Workflows funktionierten als Einbahnstrasse (Prinzip: Eingabe – Verarbeitung – Ausgabe); moderne Prozesse sind dynamisch und interaktiv ineinander verzahnt.
  • Standardisierte Schnittstellen: Die dynamischen Interaktionen zwischen den Prozessen setzen standardisierte Schnittstellen voraus. Dies einerseits auf der Ebene des Datenaustauschs (XML) und immer mehr auch bei der Interaktion der einzelnen Services (APIs (Application Programming Interface)).
  • Strukturierte Daten als Basis für die Automatisierung: Diese können in Datenbanken oder auch als Services in der Cloud liegen.
  • Cloud-getrieben: Das Internet als omnipräsentes Reservoir an Daten, Apps und Services ist die Basis für Lösungen, welche alle Publishing-Akteure und -Ressourcen verbinden.
  • Kundenzentriert: Der Kunde ist Herr über die Assets (Daten/Inhalte) und steht im Zentrum der Publishing-Prozesse.

Das „Publishing Special“ der SDZeCOM

SDZeCOM sind Systemarchitekten und Systemintegratoren für (Produkt-)Datenmanagement mit ca. 75 Mitarbeiter in Aalen (Baden-Württemberg). Das Unternehmen gehört zur SDZ-Gruppe (ca. 250 Mitarbeiter). Zu den Leistungen gehört die Auswahl und Einführung von Master-Data-Management-Systemen (MDM) und Product-Information-Management-Systeme (PIM).

Das Publishing Special bot eine Reihe von Vorträgen und Diskussionen:

  • Kürzere Deadlines, weniger Budget, aber immer zielgruppen-spezifischerer Content – Herausforderungen und Lösungen für Print in diesen ,fast & furios Times‘
    Sven Bullmann, Head of PreSales Engineering EMEA, Stibo Systems
  • Benötigen wir in Zukunft noch Templates?
    Horst Huber, CEO, Werk II
  • Publishing-Trends und deren Auswirkungen auf das Projektmanagement – was Sie künftig unbedingt bei Ihren Publishing-Projekten berücksichtigen sollten!
    Markus Sturm, Business Unit Manager Publishing, SDZeCOM
  • KI-gestützte Layout-Erstellung – zur Kosteneinsparung und gezielteren Kundenansprache in Printwerbemitteln
    Sven Müller, Geschäftsführer, AutLay
  • Eine echte Power-Kombi: Markenführung plus Digitalisierung
    Anja Preusker, Geschäftsführung, APK Albrecht und Preusker Kommunikation; Joachim Schopf, Projektleiter, SDZeCOM
  • Automatisierte Etikettenproduktion bei HiPP – 3.500 verschiedene Etiketten in 50 Ländervarianten mit unterschiedlichen Gesetzesauflagen, Sprachen und individuellen Designs
    Cornelia Brinck, Leitung IT Anwendungsentwicklung, HiPP
  • Die Zukunft der Print-Werbemittel bei der Erwin Müller Group
    Nicole Greinwald, Teamleitung Marketing Europa, Erwin Müller Group; Michael Schneider, IT-Projektleiter, Erwin Müller Group
  • Potentiale im Publishing – Tipps und Anregungen für Ihren Publishing-Prozess
    Ralf Jung, Solution Consultant, SDZeCOM

Aus Designsicht besonders interessant war die Case Study BEE (einem familiengeführten Hersteller von Armaturen), die Anja Preusker und Joachim Schopf vorstellten. Hier wurde im Zuge eines Markenrelaunchs und einer Überarbeitung des Corporate Designs auch die Erstellung sämtlicher Druckmedien als Prozess mitbedacht. Als Erfolgsfaktoren wurden die ganzheitliche Betrachtung und die wichtige Rolle des Publishing in der Markenführung benannt, das pragmatische und offene Vorgehen der Beteiligten – bei klarer Kompetenzaufteilung – sowie die Berücksichtigung der dynamischen Entwicklung innerhalb des Projekts benannt.

Fazit

Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind die mangelnde Datenqualität, keine oder wenig definierte Prozesse und viel Handarbeit/wenig Technologie. Das spiegelt auch wider, was ich bisher erlebt habe: In der Theorie sehr überzeugend und mit phantastischen Möglichkeiten, aber in der Realität kommen dann doch immer wieder neue Excel-Tabellen, Einzelkorrekturen per Mail oder sogar handschriftlich …