Startseite » Blog » Rezension „DDR CI“

Rezension „DDR CI“

„Das visuelle Erscheinungsbild der Deutschen Demokratischen Republik“

Rezension des Buchs „DDR CI“ von Andreas Koop, Hermann Schmidt Verlag Mainz, 2023

„DDR CI“ von Andreas Koop ist ein außergewöhnliches Buch vor, das nicht nur die Geschichte und das visuelle Erscheinungsbild der Deutschen Demokratischen Republik beleuchtet, sondern auch relevante Einsichten für die Gestaltung und Designbranche von heute bietet.

Aus dem Blickwinkel des Designs erforscht Andreas Koop (wie schon in seinem, inzwischen in dritter Auflage erschienenen, Buch „NSCI“) die Geschichte der beiden deutschen Staaten, ihrer geteilten Vergangenheit und unterschiedlichen Entwicklungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Grafikdesign und der Darstellung von Macht. Dabei zeigt er immer wieder faszinierende historische Unterschiede und Parallelen auf. Während sich zum Beispiel die „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)“ bewusst von den Auftritten der anderen kommunistischen Parteien des Warschauer Paktes abgrenzt, erinnert das Auftreten der „Freien Deutschen Jugend (FDJ)“ in mehr als nur einem Aspekt dem der Hitlerjugend.

Aus diesem Blickwinkel gelingt Koop eine fesselnde Darstellung. Dabei zeigt er immer wieder faszinierende historische Parallelen und Unterschiede auf. Während sich zum Beispiel die „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)“ bewusst von den Auftritten der anderen kommunistischen Parteien des Warschauer Paktes abgrenzt, erinnert das Auftreten der „Freien Deutschen Jugend (FDJ)“ in mehr als nur einem Aspekt dem der Hitlerjugend.

Mein persönlicher Bezug zum Thema DDR

Für mich persönlich stellt „DDR CI“ eine besondere Verbindung zu meiner eigenen Geschichte her. Denn ich wurde 1973 in Halle an der Saale, damals in der DDR, geboren. Die DDR war in meiner Kindheit und Jugend immer präsent war, wenn auch aus der Ferne. Denn meine Familie siedelte 1977 in die Bundesrepublik über, aber Verwandte lebten weiterhin in der DDR. Die Erzählungen über das Leben jenseits der Mauer, Besuche bei uns im Westen und – oft irgendwie „fremd“ wirkende – DDR-Produkte als Geschenke zu Weihnachten machten mir bereits als Kind Unterschiede zwischen den beiden deutschen Staaten deutlich.

Einige Male hatte ich selbst die Gelegenheit, vor dem Mauerfall in die DDR zu reisen. Dabei ist mir vor allem das Fehlen von Farbe im Stadtbild in Erinnerung geblieben. Die Städte waren von Braunkohlenruß grau überzogen, und Werbung schien nahezu nicht existent zu sein. Plakate und ähnliche Elemente waren wie von einem Grauschleier bedeckt. Für Leserinnen und Leser wie mich, die in der Zeit der deutschen Teilung geboren wurden oder die DDR aus persönlicher Erfahrung kennen, erweckt „DDR CI“ viele Erlebnisse und Erinnerungen zum Leben und schafft einen Kontext, der über das rein Historische hinausgeht. Mir hat die Lektüre geholfen, zu verstehen, wie die visuelle Gestaltung Teil der politischen und sozialen Realität der DDR war.

Dennoch ist das Buch auch für die Designbranche von heute hochrelevant. In einer Zeit, in der die Forderung nach Haltung im Design immer lauter wird, bietet „DDR CI“ bedenkenswerte Anregungen. Es animiert dazu, sich bewusst über den Kontext der eigenen Arbeit Gedanken zu machen. Koop verdeutlicht, dass Design nicht nur ästhetische Entscheidungen widerspiegelt, sondern immer auch gesellschaftliche, politische und ideologische Rahmenbedingungen.

Fazit

„DDR CI“ ist eine Empfehlung für ein breites Publikum, von Geschichts- und Politikinteressierten, Designschaffenden bis hin zu allen, die ein tiefes Verständnis für die visuelle Identität und die Funktionsweise der DDR gewinnen möchten. Andreas Koop liefert nicht nur Einblicke in die visuelle Geschichte der DDR, sondern auch eine umfassende historische Analyse aus einer spannenden Perspektive.

Andreas Koop: DDR CI – Das visuelle Erscheinungsbild der Deutschen Demokratischen Republik. Gebundenes Buch, 240 Seiten, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 2023

„DDR CI“ direkt beim Verlag bestellen


Schlagwörter: